Wolfgang Ehehalt
Wer jemals de Ehre hatte, die Cannstatter Wohnung von Wolfgang Ehehalt zu betreten, wird diesen Moment nie vergessen: Überall wachsen und sprießen Objekte und Skulpturen. Die Räume gleichen einem begehbaren Gesamtkunstwerk, einer Schatzkammer, einem riesigen Wunderkasten, einem dreidimensionalen Vexierspiel. Alles scheint gleich wichtig bzw. gleich unwichtig zu sein, ebenso voller Bedeutung, wie auch bedeutungslos, zufällig arrangiert: Nippes-Göttinnen, Schaufenster-Puppen, Glühbirnen, Dosen, Korken, Pinsel, Parfüm-Flakons, Lippenstifte, Pillendosen, Spielzeugautos, Leiterplatten, Plastikbesteck, Farbreste, Fahrkarten, Postkarten und Zeitungsannoncen haben sich zu lauten Stillleben vereint. Seine Reisen nach Afrika, Mexiko und Bali haben ihre Spuren hinterlassen: Aus Souvenirs und Fundstücken sind skurrile Figuren und surreale Assemblagen entstanden.
Die Unbeschwertheit der frechen, gegen den Strich gebürsteten Kombinationen und der sich offenbarende Spieltrieb lassen uns stauen. Die ihnen von Reinhard Döhl zugewiesene "rotbackige Heiterkeit und freche Ironie" verleiten uns zum Grinsen. Auf den Spuren von Kurt Schwitters und Heinz Hirscher hat Ehehalt den Kunst-Olymp erreicht. Jede/r spürt in den Objekten die Geschichten und Anspielungen, ohne eine eindeutige Lesart aufgebrummt zu bekommen. "Ein Objekt, wie ich es verstehe, muss sich im Vorbeigehen ändern", gab der Künstler einst zu Protokoll. Gesellschaftskritik und Entertainment müssen sich nicht ausschließen.
Wer seinen Namen googelt, erfährt, dass sich Ehehalts Werke in der Sammlung des Karlsruher ZKM befinden, dass er mit dem konkretem Poetiker Reinhard Döhl zwischen 1985 und 2003 zahlreiche Projekte verwirklicht hat und dass seine Arbeiten regelmäßig in der Galerie Buch Julius und der Galerie von Kolczynski in Stuttgart ausgestellt waren.
Im Projektraum der Galerie werden parallel Collagen des 2017 verstorbenen Künstlers Klaus Heuser, einem Verwandten im Geiste, seinerzeit auch in Bad Cannstatt lebend, gezeigt.